Der Kopf hört nicht auf, die Aufgabenliste im Job ist lang, ausserdem müssen noch Kinder, Autoreparatur und neuer Fernseher organisiert werden. Und zuhause stapelt sich der Posthaufen, der auch noch durchgesehen, bearbeitet und abgeheftet werden muss. Beim Joggen hat der Kopf sogar noch mehr Raum, los zu rattern. Beim Aikido jedoch wird er so sanft aber intensiv beschäftigt, dass alle anderen Themen gerade Pause haben.
Bislang habe ich nur beim Aikido-Training die Erfahrung gemacht, wirklich gar nicht mehr an die alltäglichen Probleme zu denken. Der Grund ist eigentlich offensichtlich, wenn man sich die Struktur des Trainings anschaut.
Ankommen und Eintauchen
Schon bei Betreten des Aikido-Dojo merkt man, dass hier alles ruhiger und besinnlicher zugeht. Sogar das Umziehen ist schon bewusst und spätestens, wenn man mit seinem Gi (Trainingsanzug) wieder den Raum betritt, ist man im Trainingsmodus. Man betritt ruhig die Matte, verbeugt sich vor dem Bild des Gründers und setzt sich zunächst aufrecht und mit geschlossenen Augen an den Mattenrand, um zur Ruhe zu kommen. Andere Aikidoka setzen sich in einer Reihe dazu und schliesslich der Sensei (Lehrer) gegenüber. Gemeinsam hält man inne. Dann kommt eine Phase des Aufwärmens, das auch ohne Worte auskommt, höchstens kurze Anweisungen vom Sensei. Sicher, dabei rattert der Kopf noch und man denkt an Dinge, die erledigt werden müssen, die nicht so gut oder besonders gut liefen. Das ist auch OK, eine Vollbremsung schaffen die wenigsten.
Abschalten durch Ablenkung
Doch sobald nach dem Aufwärmen die erste Übung beschrieben wird, hat der Kopf keinen Platz mehr für Gedanken ausserhalb des Aikido. Man trainiert paarweise und meistens simuliert der eine einen langsamen Angriff, den der andere mit einer bestimmten Technik abwehrt. Wenn also der Arm gegriffen wird oder ein Schlag auf den Kopf zu kommt, denkt man an die Technik und nicht an den Job. Besonders für Anfänger sind die Bewegungsabläufe und Details oft so ungewohnt und fremd, dass sie ihre volle Konzentration beanspruchen. Es fühlt sich alles sehr fremd, tollpatschig und ungewohnt an. Das gehört aber dazu und bewirkt, unter anderem, dass wirklich nichts Anderes mehr Platz im Kopf hat.
Auch fortgeschrittene Aikidoka erleben diesen Effekt. Vieles fühlt sich vielleicht schon vertraut an, doch ist Aikido tatsächlich ein lebenslanger Lernprozess. Es gibt immer Aspekte der Techniken, die man verbessern kann. Kein Angriff und kein Partner ist wie ein anderer und man muss ständig Nachbessern und Ausprobieren. Man ist nie fertig, was – wenn man das erstmal verstanden und akzeptiert hat – auch sehr beruhigend ist. Denn es trifft ja eigentlich auf alles im Leben zu.
Ausatmen und Auftauchen
Schliesslich endet das Training und man ist erschöpft aber zufrieden. Erneut hält man inne, kommt zur Ruhe, bevor die Matte gefegt wird und man sich umzieht. Dann kommt langsam der Alltag wieder. Allerdings aus einer Position der Ruhe heraus. Alles fühlt sich schon etwas leichter an, denn der Kopf hatte wirklich mal eine echte Pause. Das schafft man nur schwer im Fitness-Studio oder beim Joggen. Denn da ist man oft allein und kann erst Recht über all die Dinge nachdenken, die einen den ganzen Tag beschäftigen.
Aber glaubt mir nicht, sondern probiert es selbst unverbindlich aus! Ich verspreche: Keiner wird während des Trainings noch an die Steuererklärung oder den wichtigen Termin am nächsten Tag denken.
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